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Sessionbericht von Alexander zum 2. Cross Media Day in München

Auf dem 2. Cross Media Day kam mir sehr spontan die Idee, eine Session zum Thema „digitale Freiwillige“ im DRK zu machen. Das Thema ist sehr breit gestreut und schwer fassbar, sodass mir da ein Austausch zu sinnvoll erschien. Mir ging es eigentlich primär darum, Aufgaben zu finden, die man digitalen Freiwilligen geben kann oder herauszufinden, ob die Idee vielleicht nicht so gut ist. Es kam dann etwas anders. Die Session war jetzt nicht überrannt – dennoch haben wir in den 45 Minuten weit gedacht, vielleicht zu weit.... ?

Sehr schnell ist die Idee eines digitalen DRK-Verbandes entstanden, deren Vision ich nun einmal versuche zu beschreiben: Die Vision
Nicht alle, die dem DRK helfen möchten, sind in der Lage, dies vor Ort zu tun. Trotz der vielfältigen Aufgaben, die das DRK bietet, können oder wollen einige Menschen nicht praktisch helfen. Sei es aus beruflichen, privaten, gesundheitlichen, geographischen oder anderen Gründen: Oft fühlen sich Menschen dem DRK verbunden und möchten helfen, kommen aber vom Schreibtisch nicht weg, haben nur begrenzt zu unüblichen Tageszeiten Zeit oder können beispielsweise das Haus wegen zu betreuender Kinder nicht problemlos verlassen. Unser Jahrzehnt ist geprägt von der fortschreitenden Digitalisierung. Diese bietet auch dem DRK die Möglichkeit, ein weiteres – großes – Helferpotenzial zu schöpfen, aus den eigenen Reihen und auch neue Helfer für die Arbeit für das DRK zu gewinnen. Warum also nicht eine Struktur schaffen, in der sich hunderte Freiwillige den Aufgaben des DRK widmen oder zuarbeiten? Die dann eben nicht vor Ort sind, sondern vom PC aus arbeiten?
Die Mitglieder Mitglieder eines digitalen DRK-Verbandes sind in unserer Vision
  • Personen, die bereits praktisch im DRK tätig sind und daneben Zeit haben, sich weiteren Aufgaben auf digitaler Ebene zu widmen
  • Personen, die dem DRK angehören und aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr an Einsatzdienst teilnehmen oder in der Wohlfahrtsarbeit nicht mehr mitarbeiten können
  • Personen, die technikaffin sind und dem DRK helfen möchten
  • Personen mit besonderen Fähigkeiten und Kenntnissen, die das DRK mit diesen unterstützen können
  • Personen, die koordinieren können und dies besonders digital "drauf haben" oder lernen wollen
Die Aufgaben Die Aufgaben sind vielfältig und hier nur exemplarisch aufgeführt:
  • Zeitkritische Aufgaben
    • Social Media Monitoring bei laufenden Einsätzen, Meldung von besonderen Ereignissen an den anfordernden Verband
    • Unterstützung bei der Reaktion auf unübersichtliche Szenarien in den sozialen Medien (z.B. Shitstorms)
    • Führung von digitalen Lagekarten an Hand von (digitalen) Meldungen oder Informationen via Telefon / Funk
    • Helfererfassungen / Registrierungen – die z.B. per Foto, Mail oder Fax eingehen digitalisieren
    • Zusammenstellen von einsatzrelevanten Informationen (Wetter etc.) für den Einsatz und Übermittlung der Informationen an den DRK-Einsatz
    • Online-Koordination von Hilfeersuchen und Hilfsangeboten bei konkreten Einsatzlagen
  • Zeitunkritische Aufgaben
    • Überprüfung einer Homepage / Facebookauftritt auf (fachliche, logische, …) Fehler
      • Behebung solcher Fehler / Auffälligkeiten
    • Bestückung von Bildern mit Metadaten
    • Erheben und Zusammenstellen von Informationen (z.B. Sozialraumkartierung)
    • Anbieten von Unterstützung z.B. via Skype, Teams, Teamviewer …. O.ä. zu verschiedenen Themen im Rahmen der kollegialen Beratung
    • Überarbeitung von Flyern, Plakaten etc.
    • Unterstützung bei der Erstellung von
      • Dokumenten (z.B. Hygieneplan, Formulare, QM-Systemen…)
      • Konzepten (z.B. Sanitätswachdienstkonzept)
      • Medien (auch Videos, Podcasts,…)
    • Kartierung (z.B. Standorte von Altenheimen, kritische Objekte, Bevölkerungsdichte, … etc. auf Google Maps oder Open Street Maps)
    • Begleitung von (Groß-)veranstaltungen mit z.B. Facebook- oder Liveberichterstattung als Unterstützung von Kreisverbänden
    • Social Media Monitoring von größeren Sanitätswachdiensten 
    • Mitwirkung beim Verbreiten von Nachrichten: Also dem Teilen von Informationen oder Posts in den sozialen Medien als „menschliches Botnet“ oder quasi eine Influencertätigkeit, nur halt ohne kostenlose Hotelübernachtung…
Die Gemeinschaft In jedem Ortsverein des DRK gibt es eine (oder mehrere) Gemeinschaften. Da ich Westfale bin, bevorzuge ich natürlich das Eingemeinschaftsmodell.
Wir haben uns vorgestellt, dass sich die Mitglieder dieses digitalen DRK-Verbandes sich auch regelmäßig zum Dienstabend und zu Schulungen treffen – aber halt online via Videokonferenz.  Auch analoge Treffen kann es geben, allerdings sehr im Rahmen.  Die Hilfesuchenden
Hilfesuchende können alle DRK-Gliederungen, andere (Hilfs-)Organisationen, Behörden und andere sein. Also eigentlich jeder…. Beispiel: Ein DRK-Kreisverband hat ein Problem und möchte den digitalen Verband um Hilfe bitten. Er stellt sein Problem nun entweder per Email dar, stellt es in eine „Hilfe-Hilfe“-Plattform ein oder telefoniert mit einem Ansprechpartner.
Der digitale Verband / Koordinator / digitale Rotkreuzleiter (für alle nicht-Westfalen: Bereitschaftsleiter) stellt das Problem im System ein oder „alarmiert“ bei zeitkritischen Anfragen einen Personenkreis direkt, der sich dem Problem annimmt. Die Technik
Tja… es gibt tausende Tools auf dem Markt. Die erste Arbeit der ersten Mitglieder wäre es, die Tools auszuwählen und einzurichten. Man bräuchte aus dem Stand
Videokonferenztool
Internes Wiki
Aufgabenliste
Dokumentencloud
Tool zum online-Einstellen von Hilfeersuchen
Homepage / Facebook- und Twitterauftritt
Die Fragen Wenn man einmal anfängt nachzudenken, kommen hunderte Fragen. Sollte es überhaupt ein digitaler Ortsverein sein?
Kann es nicht auch eine „Austauschplattform“ für digitale Freiwillige auf Bundesebene geben?
Wie ist der Verband (verbands-)rechtlich einzuordnen?
Problem eines digitalen Verbandes wäre, dass der ja rechtlich irgendwo sitzen muss: Damit gibt es wieder einen Kreisverband, einen Landesverband etc., der die örtliche Zuständigkeit genehmigen muss. Allerdings sollen die digitalen Freiwilligen ja über Deutschland verteilt sein. Wie regelt man das mit den Mitgliedschaften?
Ein digitaler Verband hätte ja durchaus Mitglieder, die sich auch die Hände vor Ort im Katastrophenschutz oder der Wohlfahrtsarbeit sauber machen. Das Kirchturmdenken wird da ein großes Hindernis sein („Das ist mein Helfer“).
Könnte der Bundesverband nicht alternativ eine Plattform machen?
Allerdings benötigt man da halt mehr Ressourcen, diese zu steuern und zu pflegen. Sollte ein Ortsverein / Kreisverband / Landesverband sich einer solchen Aufgabe annehmen?
Was aus unserer Sicht - gesamtverbandlich - schwierig ist: Jeder Ortsverein / Kreisverband sucht sich selbst digitale Freiwillige. Dann hat jeder OV vielleicht ein / zwei oder keine: Das geht zwar auch, bringt aber nicht viel. Eine digitale Schlagkraft können wir als DRK damit aber nicht entwickeln.
Das Fazit
Aus einer kleinen Frage wurde eine viel größere Frage. Es gibt zwar viel zu bedenken: Aber wie war das Credo des #CMD18? Ach ja: „Einfach mal machen – Vergebung statt Bestrafung – Beinfreiheit für Macher – Angstfrei agieren“.
Wenn sich jemand bereiterklären sollte, das einmal zu versuchen, bin ich mit dabei! Alexander Hermelink